Leichte Transalp mit Kind auf der Via Claudia

Von Füssen auf der alten Römerstraße Via Claudia Augusta nach Meran und zurück mit dem Zug zum Brennerpass. Von dort dann wieder auf dem Rad ins Inntal und nach Deutschland. Diese leichte Transalp mit Kind lässt sich einfach selbst planen und die Routeninformationen inklusive .gpx files könnt ihr hier gratis downloaden.

Übersicht über die Route

EtappeKilometerHöhenmeter
1. Füssen – Biberwier46785
2. Biberwier – Fernpass – Landeck56725
3. Landeck – Norbertshöhe – Nauders561054
4. Nauders – Rechenpass – Goldrain60518
5. Goldrain – Meran3296
6. Brenner -Innsbruck – Kematen in Tirol50409
7. Kematen – Zirler Berg – Mittenwald48841
Gesamt: 3484428

1. Etappe: Füssen – Biberwier

Mit Kind über den Fernpass
Mit Rad und Anhänger Richtung Fernpass

Frohen Mutes starten wir am Lechfall an der Grenze von Deutschland zu Österreich. Zunächst verläuft der Weg leicht bergauf und wir rollen gemütlich nach Reutte. Dort holt uns leider das schlechte Wetter ein und wir müssen unter dem Dach der aufgrund von Corona-Maßnahmen geschlossenen Tourist-Info Schutz vor dem Regen suchen. Wir essen frische Brötchen und die am Vortag im eigenen Garten gepflückten Johannisbeeren. Nebenbei informieren wir Touristen, dass samstags leider geschlossen ist, sie aber gerne zur Tourist-Info an der Ehrenfeste fahren können. Nach einer halben Stunde sind wir langsam auch satt und siehe da: Es nieselt nur noch leicht. Wir ziehen also die Regenklamotten über und fahren weiter Richtung Fernpass.

Da der Weg nur wenig steil ist, lässt es sich auch ohne große Anstrengungen fahren und wir rollen bestens gelaunt dahin. Später, kurz vor der Ehrenfeste, gibt es eine kleine aber knackige Rampe auf Schotter bergauf – da ist dann schon das erste Mal richtig in die Pedale treten angesagt. Wir wollen ja nicht schieben müssen! Auf dem Weg nach oben verlieren wir noch ein Gläschen Babybrei (Spaghetti Bolognese Geschmack – lecker!) und unsere Brötchen, die wir aber von sehr netten Touristen aus Sachsen hinterhergetragen bekommen. Wir haben diese zwar überholt, aber bei unserer Pause an der Burg kommen sie auf uns zugerannt und meinen, die Sachen müssten ja uns gehören, da sie schließlich kein anderes Kleinkind hier gesehen haben. Ging also nochmal gut.

Unser Kleiner ist super drauf, solange er im kurz vor der Transalp gekauften Kindersitz sitzen darf. Dort ist er voll ins Geschehen integriert, sieht mehr und kann sich viel besser mit uns unterhalten als im Anhänger.

Von der Ehrenfeste aus geht es ein kurzes Stück an der Fernpass-Bundesstraße entlang. Auto an Auto schiebt sich die Blechlawine Richtung Süden und wir sind froh nach zwei Kilometern wieder in ein kleines Waldstück abbiegen zu können, wo eine Forststraße mit kleinen Wellen Richtung Leermoos führt. Unser Sohnemann ist zwischenzeitlich eingeschlafen und wir haben ihn in den Hänger umgepackt, weil er dort aufgrund der noch installierten Hängematte eine annähernd liegende Position einnehmen kann.

In Leermoos verlieren wir uns kurz aus den Augen (mit dem ganzen Gepäck ist man bergab aber auch einfach schneller) und fahren ohne große Pause weiter voll motiviert (es ist ja schließlich der erste Tag) Richtung Ehrwald und von dort aus auf schotterigem Untergrund am Fluss entlang nach Biberwier. Dort werden mit der Zugspitze im Hintergrund erst noch ein paar Pferde gefüttert, bevor es zu unserer Unterkunft geht, einem alten aber charmanten Hotel an der ehemaligen Hauptstraße. Die Fahrräder stehen nicht in der Garage, sondern in einem Tanzsaal, der in den 80ern stehen geblieben scheint. Es gibt Flipper, Kickertische, Billard und ein Gerät mit einem Boxsack, bei dem man die eigene Schlagkraft zur Schau stellen kann. Getanzt wurde hier wahrscheinlich schon lange nicht mehr.

Unser Zimmer ist groß und verfügt über Balkon und Badewanne. Da die Fernpass-Bundesstraße hier unterirdisch verläuft, gibt es kaum Motorenlärm, wenn man von ein paar Motorrädern oder auf der Straße fahrenden Traktoren mal absieht, die stets auch freudig von unserem Sohn bemerkt und kommentiert werden. Während wir noch vorbildlich unsere Masken griffbereit in die Lenkertasche meiner Frau gepackt haben, scheint Corona in unserem Hotel keine großen Veränderungen nach sich gezogen zu haben. Masken werden nicht getragen und auch das Thema Social Distancing scheint hier noch nicht angekommen oder bereits wieder abgereist zu sein.

Da wir zur Kaffeezeit da sind, gibt es nach einer Dusche (Alex) und einem Bad (Mutter+Kind) noch Kaiserschmarrn. Auf dem Hof finden wir zudem ein altes Kettcar und damit ist die Stimmung bei allen gut! Nach einem kleinen Mittagsschlaf und der Besichtigung des Biberpfads mit einem kleinen Eisenbahnwaggon geht es zum Abendessen.

Mittlerweile sind einige Gruppen Motorradfahrer und auch Transalper eingetrudelt und es ist doch mehr los, als wir anfangs gedacht hatten. Unter anderem treffen wir hier eine Gruppe von Radfahrern, die auf einer geführten Tour zum Gardasee fahren und dabei täglich wählen können, ob sie eine schwerere oder eine leichte Route nehmen wollen. Dabei orientiert sich letztere einfach an der Via Claudia, während die anspruchsvollere Strecke zwischen 1000 und 2000 Höhenmeter am Tag sowie Trails bietet. Auch eine interessante Alternative, aber man ist eben nicht für sich unterwegs.

Wir werden heute nicht alt, schließlich ging es ja schon früh los und daher zieht es uns ins Bett. Wir hoffen, dass das Wetter am zweiten Tag einigermaßen hält und wir möglichst trocken nach Landeck kommen.

2. Etappe: Biberwier – Landeck 21.06.

Unsere heutige Etappe führt uns von Biberwier nach Landeck. Der Blick aus dem Fenster verspricht leider nicht wirklich Sonnenschein sondern eher Feuchtigkeit von oben. Wir können also noch etwas Sonnencreme sparen!

Nach einem super Frühstück packen wir zusammen und gehen in den alten Tanzsaal, um unser Gespann wieder zu beladen. Unter dem Vordach sammeln sich Fahrrad- und Motorradfahrer, die darauf hoffen, dass der Regen langsam nachlässt, was er nach einigen Minuten auch tut. In der Zwischenzeit konnten wir noch eine Partie Billard spielen.

Da sich unser Kleiner sowieso schon in voller Regenmontur befindet, setzen wir ihn direkt in den Fahrradsitz und brechen dann als erste auf in Richtung Fernpass. Die ersten paar Kilometer geht es entlang der Autostraße bergauf bis wir dann auf die Forststraße beim Weißensee wechseln und plötzlich mitten in der Natur sind.

Der Weg führt auf Schotter und auch mal durch ein kleines Flussbett stetig und mäßig steil bergauf und ich habe Probleme mit Lara mitzuhalten, die immerhin im vierten Monat schwanger ist. Als Ausrede drängen sich da ja unser Kind im Kindersitz sowie der voll beladene Anhänger förmlich auf. Selbst mit einem Zusatzgewicht von etwa 35kg ist der komplette Weg auch auf nassem Untergrund komplett fahrbar und die in Foren beschriebenen Schiebepassagen bleiben aus.

Am Fernpass oben angekommen. Auch mit Anhänger alles gut fahrbar.

Oben am Fernpass befindet sich eine von vielen Via Claudia Augusta Tafeln, auf denen auf die Bedeutung dieser Straße zur Zeit der Römer hingewiesen wird. Dort treffen wir auf einen netten Trekkingradfahrer aus Landshut, der uns darauf hinweist, dass der Weg, den wir fahren möchten, eine Mountainbike-Strecke ist und uns daher nahelegt besser auf die Fernpass-Bundesstraße auszuweichen. Meine Erklärung, dass wir lieber auf der Radstrecke bleiben und die Autostraße komplett vermeiden wollen, quittiert er mit einem „Ia werdz scho wissn wos ia machts“. Wir werden ihn nicht mehr sehen. Etwas verunsichert fahren wir weiter die „Mountainbike-Strecke“ entlang, die kurz nach der höchsten Stelle rechts von der Hauptroute abbiegt und bei der es nochmals ein paar Höhenmeter bergauf geht. Die Route ist entsprechend in unserer .gpx File markiert und für Mountainbikes mit Anhänger gut fahrbar.

Insgesamt ist die Strecke für uns problemlos fahrbar und wir rollen bei sich besserndem Wetter mit einzelnen Sonnenstrahlen durch einen Tunnel unter der Bundesstraße hindurch hinunter Richtung Schloss Fernsteinsee, wo wir auf der Brücke den Wasserfall bestaunen und unsere erste Essenspause einlegen. Hier werden wir von der geführten Gruppe eingeholt, die nur einen kurzen Foto-Stopp einlegt und sich rasch auf den Weg weiter Richtung Imst macht.

Wir verputzen unsere Äpfel und machen uns auf die gut fahrbare Abfahrt das Tal hinunter. Zunächst verläuft der Weg noch nahe der Fernpass-Bundesstraße, nach ein paar Kilometern wird das Tal aber breiter und wir rollen durch die vom Regen feuchten Wälder auf Kieswegen bis zu einem sagenhaften Spielplatz mitten im Wald. Dort pausieren wir und probieren alle Spielgeräte durch. Unser Sohnemann rutscht, schaukelt und es gibt eine Art „Dosen-Telefon“, bei dem der Schall über ein Rohr einige Meter unter der Erde weitergeleitet wird. Es nieselt zwischenzeitlich wieder ein wenig, aber wir haben ja eine Hütte mit Dach, unter der wir Schutz finden.

Nach der Spielpause geht es wellig (klar, mehr bergab als bergauf) weiter bis nach Imst, wo wir einkehren und die erste Pizza (es werden noch ein paar folgen) und den einzigen Döner der Tour essen.

Von Imst aus geht es auf den Inntal-Radweg, der zuerst an der Autobahn entlang, später dann aber schön auf kleinen Straßen Richtung Landeck führt. Wir bleiben anfangs nördlich des Inns, weil der Weg dort ausgeschildert ist. Anscheinend gibt es aber auch eine Alternativroute südlich des Flusses, die einem zwar ein paar mehr Höhenmeter abverlangt, dafür aber ruhiger gelegen ist als der offizielle Radweg, der sich ja dann doch eher für Auto-Enthusiasten eignet.

Glücklicherweise nutzen wir noch einmal kurz die Möglichkeit, eine Pause im Flussbett zu machen und die Füße ins kalte Wasser zu halten, bevor der Radweg dann auf die südliche Flussseite wechselt und wir die letzten Meter bis nach Landeck pedalieren.

Dort sind wir im Gasthof Greif untergebracht, wo wir nach einem kurzen Stadtspaziergang fein essen und bald schlafen.

3. Etappe: Landeck – Nauders

Am Inn entlang zur Schweizer Grenze

Nachdem unser zweiter Tag ja ein Sonntag war und wir daher nicht wirklich Proviant einkaufen konnten, ging es in Landeck erst einmal zum Obst und Früchteriegel kaufen. Die dritte Etappe unserer ersten Familientransalp führt uns weiter den Inn flussaufwärts. Der Weg ist wirklich sehr zu empfehlen. Stets bestens ausgeschildert geht es leicht bergauf und es gibt immer wieder mal Beschreibungen und Tafeln zur Via Claudia Augusta, anderen historischen Ereignissen oder auch Spielplätze, welche die natürlichen Pausen-Gelegenheiten für uns darstellen.

Wir legen eine längere Pause an der Sauerbrunn Quelle in Prutz ein. Hier tritt Wasser mit natürlicher Kohlensäure aus dem Berg. Schmeckt etwas sauer und erfrischt herrlich! Eine unbedingte Pausenempfehlung mit Kindern! Bereits in der Antike haben sich die Menschen dort versammelt. Heute gibt es in unmittelbarer Nähe zum Brunnen einen Campingplatz, eine Kletterwand sowie einen tollen Spielplatz. Während wir unsere in Landeck gekauften Vorräte picknicken, werden wir wieder einmal von unseren neuen Freunden der geführten Gruppe überholt.

Wir fahren im Anschluss ohne größeres Anhalten (wenn man von Kleinigkeiten absieht wie mal einige Minuten einem Bauern beim Mähen der Wiesen zuzusehen etc.) weiter nach Süden durch Pfunds bis zum alten Grenzposten Altfinstermünz und befinden uns dann in der Schweiz. Bis hier war der Weg leicht wellig und ohne viel Anstrengung zu bewältigen. Einen Stopp an der Grenzfestung sollte man aufgrund der tollen Aussicht auf jeden Fall einlegen. Hier kann man nochmal Kraft tanken. Nach einer kurzen Besichtigung der alten Gemäuer geht es kurz sehr steil einen Feldweg hinauf.

Die Gruppe, die wir mittlerweile schon einige Male getroffen haben, hatte einen kürzeren Stopp an der mittelalterlichen Gerichtsstätte und Grenzbefestigung und so fahren wir gemeinsam das steile Stück nach oben. Hier machen sich Anhänger und Kind bemerkbar, wir können aber hochfahren ohne abzusteigen.

Oben an der Teerstraße fährt man links und rollt dann erstmal wieder einige Höhenmeter hinunter bis nach Martina, wo wir dann abbiegen Richtung Nauders. Eigentlich wären wir auch gerne weiter das Inntal hochgefahren, es waren bereits so bekannte Namen wie St. Moritz oder Maloja auf den Fahrradweg-Beschilderungen angeschrieben.

Für uns ging es jetzt die elf Serpentinen zur Norbertshöhe hinauf, kurz unterbrochen von einer Pause, bei der wir die Kühe der Region gehört, gesucht und gefunden haben. Der Anstieg erfolgt auf der normalen Autostraße, die aber glücklicherweise wenig befahren ist. Von der Norbertshöhe geht es wieder ein paar Meter bergab nach Nauders, wo wir im gemütlichen Gasthof Lamm übernachten.

Wir kaufen noch kurz ein und stellen dann fest, dass der Ort Nauders fast ausgestorben ist. Normalerweise ist hier um diese Jahreszeit alles ausgebucht aber „dank“ Corona laufen wir durch ein ruhiges Städtchen. Wir kehren in einem Restaurant an der Hauptstraße ein und werden dort nicht alt. Die Etappe hat sich schon gezogen! Gerade der wellige Teil ab Landeck sollte nicht unterschätzt werden.

Wir freuen uns schon, weil wir morgen endlich nach Italien kommen!

4. Etappe: Nauders – Goldrain

Am Reschensee vorbei

Ausgeschlafen und durch ein fabelhaftes Frühstück gestärkt starten wir mit vollen Bäuchen nach einem Einkaufsstopp in Richtung Italien. Es geht nur noch ein paar hundert Höhenmeter locker bergauf und wir genießen die Sonne, den super ausgebauten Weg und zu allem Überfluss werden wir auch noch vom Rückenwind nach oben getragen. Einfach klasse!

Es gibt jede Menge Bauern bei der Heuernte zu beobachten und die restlichen Höhenmeter vergehen wie im Flug!

Oben am Reschen angekommen erfüllt mich dasselbe Hochgefühl wie die letzten Male hier. Einfach Wahnsinn – wie auf jeder bisherigen Transalp haben wir hier bestes Wetter. Wir rauschen euphorisiert singend am westlichen Seeufer hinunter Richtung Vinschgau! Der vor dem stahlblauen Himmel aufragende Ortler trägt seinen Teil zur guten Stimmung bei. Paul schläft bereits am Reschensee hinten auf dem Sitz ein. Deshalb entschließen wir uns, an einem lauschigen Plätzchen am Haidersee zu pausieren und unser Picknick zu genießen. Zum Baden ist der See definitiv zu kalt, aber wir kneippen immer wieder mal ein paar Schritte rein. Im Vergleich zum Quellwasser, das an unserem Rastplatz in den See fließt, kommt einem der See fast lauwarm vor. Es kommen auch wieder unsere Freunde vorbei, mit denen wir gestern auch schon zur Norbertshöhe hinaufgestrampelt sind.

Blick aufs Ortlermassiv

Nach einer sehr ausgiebigen Rast rollen wir am Fluss entlang weiter ins Tal hinunter bis wir in der Nähe von Mals auf einem sehr idyllischen Spielplatz landen, der über eine kleine Brücke über die Etsch erreicht wird. Hier gibt es alles, was das Kinderherz begehrt und wir haben eine sehr gute Zeit. Dennoch müssen wir irgendwann aufbrechen, weil wir ja schließlich – auch wenn es vornehmlich bergab geht – noch einige Kilometer vor uns haben.

Zum ersten Mal auf der Tour haben wir heute keine Angst vor Regen, sondern das Gegenteil ist der Fall: bei Temperaturen von über 30 Grad ist jede Abkühlung willkommen und so freuen wir uns auch über die Sprinkleranlagen der Apfelplantagen, die uns zwischendurch erfrischen. Die Strecke folgt bis auf ein Stück bei Prad am Stilfser Joch dem Verlauf der Etsch und wir fahren – stets auf der Suche nach Traktoren oder einer Abkühlung – das Vinschgau hinunter.

In der Nähe von Laas machen wir noch auf dem Spielplatz des Campingplatzes Badlerhof halt, wo wir uns eine Erfrischung gönnen und unser Sohn euphorisch alle verfügbaren Traktoren (6!) inklusive Anhänger (3) zusammensammelt. Da der Campingplatz direkt an der Route liegt und der Spielplatz wirklich super ist, können wir den Stopp jedem mit kleinen Kindern unterwegs empfehlen!

Danach geht es noch die restlichen 10 Kilometer hinunter nach Goldrain, wo wir zufälligerweise im Hotel Goldrainerhof die Gruppe mit den Berlinern wiedertreffen und abends hervorragende Pizzen genießen.

Drei Meter vor unserem Balkon erstrecken sich die Vinschgauer Apfelplantagen. Heute schlafen wir mit einem sehr guten Gefühl ein: Wir haben es geschafft. Die großen Berge liegen hinter uns und wir freuen uns auf ein paar entspannte Tage in Meran.

5. Etappe: Goldrain – Meran

Ausblick auf die vinschgauer Apfelplantagen.

Nachdem es gestern Abend nicht mehr für das Baden im Schwimmbad gereicht hat, geht es heute kurz zum Frühstück und danach erst noch zum Baden.

Die sehr kurze Etappe war so eigentlich gar nicht geplant, da wir ursprünglich bis nach Bozen wollten. Aufgrund der besseren Verfügbarkeit von Hotels haben wir unsere Entspannungstage jedoch im idyllischen Meran geplant. Prinzipiell lässt sich die Tour auch super weiter bis nach Bozen fahren. Der Weg nach Bozen ist schön und mit dem Zug fährt man später sowieso durch.

Alternativ könnte man die Tour je nach Lust und Laune auch komplett ohne die Nutzung von Zügen fahren. Entweder von Meran aus über den Jaufenpass zum Brenner oder eben über Bozen. Die Variante über den Jaufenpass würden wir aber mit Kind und Hänger nicht empfehlen, da sie über die Autostraße verläuft. Über die Stecke zwischen Brenner und Bozen lässt sich streiten. Hier kann zwar komplett auf Radwege zurückgegriffen werden, allerdings fährt man relativ viel entlang der wirklich sehr stark befahrenen Brennerautobahn.

Wir haben also viel Zeit und wenig Strecke, nämlich nur die nicht einmal 30 km von Goldrain nach Meran. Wir starten erst kurz nach 11 Uhr und lassen uns entspannt das Tal hinunterrollen. Schon kurz nach dem Start landen wir in der “radbar” direkt am Vinschgau-Radweg, wo wir unseren ersten kleinen Hunger nach dem Schwimmbad stillen und auf den Liegen am malerischen Teich einfach das Leben genießen.

In Naturns suchen wir noch kurz eine Fahrradwerkstatt auf, wo ein Fachmann Alex leicht eierndes Bike mit zwei Handgriffen wieder auf Vordermann bringt. Zudem legen wir noch Pausen an den Trauttmansdorffer Thronsesseln und einem schönen Bächlein mit Brunnen ein, wo unser Kleiner – wie auch schon am Vortag auf dem Spielplatz – nach Herzenslust planscht.

Schließlich erreichen wir Meran und checken im Hotel Aurora an der herrlichen Uferpromenade ein. Etwas später treffen wir die Großeltern, die die kommenden Tage in Meran mit uns verbringen, schlendern in traumhaftem Licht über die Promenade und gehen köstlich essen.

6. Etappe: Brenner – Kematen in Tirol

Nach einigen entspannten Tagen verlassen wir Meran wieder.

Mit dem Zug fahren wir von Meran den Brenner hinauf. Die Zugfahrt ist mit Kindern gut zu machen, da es viel zu sehen gibt und auch nur circa zwei Stunden in Anspruch nimmt. Vom Brenner an sollte es jetzt eigentlich nur noch bergab gehen. Bitte nicht täuschen lassen: Wenn man nicht komplett auf der Bundesstraße fährt – was mit Anhänger nicht zu empfehlen wäre – ist der Weg anstrengender, als es das Höhenprofil vermuten lassen würde. Wir fahren das erste Stück auf der Bundesstraße und wechseln dann ab Steinach auf die östliche Talseite, auf der die Straße immer wieder auch bergauf geht. Dennoch zu empfehlen aus unserer Sicht, weil einfach deutlich weniger Verkehr ist als auf der Bundesstraße.

Auf unserem Weg hinunter machen wir Halt an der Hängebrücke Burg Trautson kurz nach Matrei sowie an einem kleinen Spielplatz. Empfehlung hier wäre aber, lieber mehr Zeit bei der Hängebrücke zu verbringen und dann in einem Rutsch hinunter nach Innsbruck zu fahren, da es dort dann wieder ein paar schönere Spielplätze und damit mehr Entspannung gibt. Wir hatten einen ausgesprochen heißen Tag erwischt und waren deshalb auch immer auf der Suche nach Schatten und frischem Wasser, das es glücklicherweise immer wieder an auf dem Weg liegenden Brunnen gibt.

Nachdem wir Innsbruck durchquert haben und an unserem heutigen Ziel ankommen, quartieren wir uns dort im Hotel Rauthhof ein. Nach dem Ankommen gehen wir erst einmal draußen im Pool baden. Abends radeln wir zum Blockhaus (Ortsausgang Völs in Richtung Kematen) ganz in der Nähe, wo wir mit Blick auf das Treiben des angrenzenden Reitstalls köstliche Kasspatzen sowie Spinat-, Kaspressknödel und Schlutzkrapfen mit Parmesan und brauner Butter genießen. Unser Sohnemann genießt allerdings hauptsächlich den genialen Spielplatz dort. Empfehlung!

Am Ende müssen wir uns leider noch beeilen, weil sich richtig dunkle Wolken das Inntal entlangschieben. Auf die damit einhergehenden Regenschauer können wir verzichten. Glücklicherweise schaffen wir es kurz vor dem Regen zurück ins coronabedingt menschenleere Hotel.

7. Etappe: Kematen – Mittenwald 29.06.

(Inn entlang ein Stück bis Zirl / Eigenhofen, von dort sehr steil hoch. Schieben ist angesagt.)

Wir wachen morgens auf. Es regnet seit gestern Abend in Strömen durch. Daher bleiben wir lange im Bett, spielen noch ein bisschen und hoffen, dass der Regen irgendwann nachlässt.

Nach einem Wahnsinns-Frühstück (da wir sehr viel Zeit hatten, konnten wir auch sehr viele Köstlichkeiten genießen) machen wir uns auf den Weg. Von Kematen aus geht es erstmal noch ein Stück nach Westen – erst durch Zirl und dann bis Eigenhofen, von wo aus wir uns über einen sehr steilen Weg im Nieselregen bis nach Seefeld hoch arbeiten.

Eigentlich wollten wir ja über das Leutaschtal fahren, was ich an dieser Stelle auch ausdrücklich empfehlen würde. Die Quälerei den Zirler Berg hoch haben wir nur aufgrund des schlechten Wetters so gemacht. Alternativ kann man einfach weiter bis Sagl auf dem Inntalradweg bleiben und dann deutlich schöner über das Leutaschtal nach Mittenwald fahren. Vorsicht: Der Weg ist dann besser zu fahren, allerdings wird die Route dadurch auch einige Kilometer länger. Wenn man aber nicht erst um 11 losfährt, ist das immer noch machbar.

Aufgrund des Regens hatten wir noch eine spannende Pfützendurchquerung bevor es dann in den härtesten Anstieg der Tour ging. Auf einem steilen und nicht enden wollenden Schotterweg kämpfen wir uns die Nordflanke des Inntals hinauf. Immer schön im Nieselregen. Aufgrund der schlechten Wegverhältnisse durch den ganzen Regen müssen wir lange Zeit schieben. Insbesondere das Mountainbike mit Anhänger hat kaum eine Chance den Berg hoch. Da helfen auch die vor der Tour noch neu aufgezogenen Racing Ralphs nicht. Oben in Seefeld angekommen wird das Wetter plötzlich besser und wir machen noch eine kleine Pause im Naherholungsgebiet südlich des Sees, in dem es von Eichhörnchen und Enten wimmelt.

Die Abfahrt über Seefeld entschädigt allerdings für die Anstrengungen und so kommen wir erschöpft und glücklich in Mittenwald an. Von dort fahren wir mit dem Zug über München nach Hause.

Was für eine tolle Tour!